Dienstag, 3. Dezember 2013

In der Welt der Sanitäranlagen...



Heute war ich zur Abwechslung mal ein bisschen aktiver - ich war mit Jan unterwegs und wir haben uns das Toilettenmuseum angeschaut. Schon die Anreise war eine ziemliche Strapaze weil das Museum ziemlich weit draußen liegt - daher haben wir uns sowohl in das Getümmel am Central Secretariat und am Rajiv Chowk (die zwei Hauptumsteigebahnhöfe der Metro) geworfen als auch mal wieder einen Tuc-Tuc-Fahrer niedergerungen (verhandlungstechnisch, versteht sich).

Aber es hat sich echt gelohnt! Sulabh International, der Betreiber des Museums, ist eigentlich eine NGO, die ziemlich gut in Sachen Nachhaltigkeit und Erhöhung der Hygienestandards in Indien unterwegs ist. Sie finanzieren sich durch Beratung, Housekeeping und durch den Betrieb öffentlicher Toiletten und sind so unabhängig von Spenden - und damit auch in anderer Hinsicht.
Das Museum selbst besteht einerseits aus einer Art Produktausstellung der aktuell vertriebenen Toiletten des Unternehmens. Dabei wurde uns erklärt, dass beim Bau einer Toilettenanlage stets darauf geachtet wird, dass Materialien verwendet werden, die in der jeweiligen Region ohnehin vorkommen, so beispielsweise Schilfmatten, gebrannte Ziegelsteine oder Kokosfasermatten. Die Anlage selbst ist dann so konzipiert, dass sie mit möglichst wenig Wasser auskommt und besteht einerseits aus dem Häuschen selbst und aus zwei in die Erde gegrabenen Schächten. Jeweils ein Schacht dient dabei als Sickergrube, während der zweite verschlossen ist. Ist der erste Schacht voll, wird gewechselt. Der Clou dabei ist, dass die Schächte nicht versiegelt sind, sondern zur Erde hin offen (man sieht das gut auf den Fotos, stets sind Löcher in der Wand). Dadurch werden Flüssigkeit und Gas absorbiert, während der Rest trocknen kann und sich später leicht entfernen lässt und auch als Dünger verwendet werden kann, wenn man das möchte. Das System funktioniert immer so, dass die Schächte gewechselt werden können.
Ein weiterer Teil des Museums ist der Komplex selbst, in dem auf einen nachhaltigen Haushaltskreislauf geachtet wird. Die im Komplex anfallenden Exkremente werden einer Biogasanlage zugeführt, welche diese in trockenen Dünger, Gas (welches in der Küche, in Gaslampen und durch einen Generator zur Stromgewinnung dient) und Flüssigkeit trennt. Die Flüssigkeit wird mit verschiedenen Verfahren soweit gereinigt, dass sie wiederum als Gießwasser zur Verfügung steht - oder auch zur Toilettenspülung, womit sich der Kreis schließt.
Das eigentliche Museum schließlich befindet sich in einem ziemlich kleinen Raum, aber wir haben mit Hilfe unseres kompetenten und lustigen Führers über eine Stunde darin verbracht. Er erklärte uns die Entwicklung der Toilette, auch in verschiedenen Kulturen, zeigte uns die Ausstellungsstücke aus den verschiedenen Jahrhunderten und Kontinenten und erzählte uns so manches Kuriosum rund um die Toilette.

Nach dem Besuch des Museums gingen wir noch in die Shopping Mall, die ich das letzte Mal in der Gegend vergeblich gesucht hatte - es stellte sich heraus, dass ich damals genau eine Haltestelle zu wenig weit gefahren bin…

Anschließend wollten wir noch zum Tibet Market, aber der, den wir gefunden haben war leider gar nicht tibetisch (außer, was die Verkäufer betrifft) und so sind wir dann nach Hause gefahren, war eh schon wieder fast dunkel…

Morgen werden wir vielleicht nochmal in unsere geliebte Select City Walk (Stamm-Shopping-Mall, soweit es sowas gibt ;o)) gehen - ich freu mich schon auf die leckere Spinat-Hühnchen-Quiche beim Starbucks, ich bin regelrecht süchtig nach der! - und ich muss noch ins Reisebüro, ein paar Züge & Flüge buchen. Meine Zeit in Delhi neigt sich nämlich dem Ende zu - am Samstag werd ich unsere Wohnung zum letzten Mal verlassen. Schon jetzt fühlt es sich seltsam an, dass dieser Teil meines Indienaufenthalts nun bald zu Ende ist… danach werde ich für sieben Wochen sozusagen heimatlos sein. Ich werde mir also sehr genau überlegen müssen, was ich alles in meinen Rucksack packe ;o)

Was zum Ausprobieren ;o)

Österreichischer Eimermann: Zur Verrichtung der Notdurft trug er einen Eimer mit sich herum und breitete seinen Mantel über seine Kunden... wer von euch ist noch immer unzufrieden mit seiner Arbeit? ;o)

Toilettensystem mit Abfluss & zwei Schächten

Verschiedene Toilettenmodelle der Sulabh International

Österreichische Toilette aus dem 19. Jahrhundert

Französische "Buchtoilette": klappte man das Buch hoch, kam eine Toilette darunter hervor; auf die Bücher wurden englische Buchtitel (hier: "Macbeth") gedruckt, dies diente der Schmähung der Briten aufgrund der historischen Rivalität


...als Toilette verwendet werden!

Ich auf einem französischen Toilettensessel von Louis Ich-Weiß-Nicht-Mehr-Welcher

Skurriles...

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